Die 4-Tage-Woche erfährt als “Arbeitszeitmodell der Zukunft” viel mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Immer wieder wird über erfolgreiche Modellprojekte berichtet. Als Ergebnis dieser Modellprojekte wird häufig eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit und höhere oder zumindest gleichbleibende Produktivität erzielt. So haben z.B. in Großbritannien 61 Unternehmen eine Erprobung der 4-Tage-Woche durchgeführt¹.

Auch in Deutschland werden immer mehr Modellprojekte angedacht. In manchen Betrieben ist die 4-Tage-Woche schon etabliert ².

Eignet sich jedoch die 4-Tage Woche auch für Schichtbetriebe?

Von einer 4-Tage-Woche spricht man, wenn die bisherige Arbeitsleistung der Mitarbeitenden nicht mehr an 5 Tagen in der Woche erbracht werden, sondern regulär an 4 Tagen in der Woche. Je nach Vereinbarung bleibt die Wochenarbeitszeit des Mitarbeiters gleich, z.B. Vollzeit 40h nun mit 10h/Tag an 4 Tagen, anstelle von 8h an 5 Tagen. In manchen Vereinbarungen wird die Wochenarbeitszeit mit vollem Lohnausgleich reduziert. Wie, mit welchen Konditionen und in welchen Branchen die 4-Tage-Woche eingeführt wird entscheiden oft Tarif- oder Betriebsvereinbarung.

Die 4-Tage-Woche kann vollständig (für alle Mitarbeitenden) oder nur teilweise (für manche Mitarbeitenden) in ein Schichsystem integriert werden. Die Schichtmodelle müssen für den jeweiligen Einsatz der 4-Tage Woche neu entwickelt werden. Dabei sollten folgende Fragen im Vorfeld berücksichtigt werden:

- Welche Betriebszeiten bzw. Produktionszeiten sollen mit dem Schichtmodell abgedeckt werden?
- Welche Tagesarbeitzeiten können von meinen Mitarbeitern geleistet werden?
- Wird die wöchentliche Arbeitszeit verringert?
- Ist bei einer Verringerung der wöchentlichen Arbeitszeit ein voller Lohnausgleich möglich?
- Soll die 4-Tage-Woche für alle Mitarbeitenden eingeführt werden?

Im folgenden Abschnitt werden für die unterschiedlichen Schichtbetriebe (1 & 2 -Schicht, Teilkonti, Vollkonti) Beispiele für Schichtmodelle in der 4-Tage-Woche visualisiert. Für alle Beispiele werden 8h pro Schicht angenommen. Es wird zu Grunde gelegt, dass für jeden Tag der Betriebszeiten ein gleich hoher Bedarf gefordert wird.

3.1. Tagschicht - 1 Schichtbetrieb - Beispiele Vier Tage Woche Schichtmodell

a) Das einfachste Schichtmodell der Vier-Tage-Woche ist möglich, wenn die Betriebszeit des Unternehmens auf vier Tage verkürzt wird, z.B. von Montag bis Donnerstag.

• Betriebszeiten: Montag - Donnerstag
• Bedarf: 1 und Vielfaches
• Personenstärke: 1 und Vielfaches

b) Bei einer Betriebszeit von Montag bis Freitag ist ein 4-Tage-Schichtmodell in z.B. einem vorwärts rollierendem System möglich.

• Betriebszeiten: Montag - Freitag
• Bedarf: 4 und Vielfaches
• Personenstärke: 5 und Vielfaches

c) Für Betriebszeiten von Montag bis Samstag sind unterschiedliche Schichtsysteme mit unterschiedlichen Laufzeiten möglich.

Die kürzeste Laufzeit beträgt 3 Wochen:

• Betriebszeiten: Montag - Samstag
• Bedarf: 2 und Vielfaches
• Personenstärke: 3 und Vielfaches

Die Vier-Tage-Woche kann hier auch z.B. vorwärts rollieren. Durch die vorwärts Rotation ergeben sich jedoch zwei Arbeitsfreie Samstage und anschließend vier Samstage mit geplanter Arbeitszeit am Stück.

• Betriebszeiten: Montag - Samstag
• Bedarf: 4 und Vielfaches
• Personenstärke: 6 und Vielfaches

Durch eine Umstrukturierung der Schicht-Wochen kann erzielt werden, dass es nur 2 Samstage mit geplanter Arbeitszeit hintereinander geplant werden und somit jedes dritte Wochenende frei ist.

3.2. Frühschicht/Spätschicht - 2 Schichtbetrieb - Beispiele Vier Tage Woche Schichtmodell

a) Werden die Betriebszeiten auf Montag bis Donnerstag verkürzt, so ist das einfachste Schichtmodell einer 4-Tage-Woche der wöchentliche Wechsel von Frühschichten und Spätschichten.

• Betriebszeiten: Montag - Donnerstag
• Bedarf: 1 und Vielfaches
• Personenstärke: 2 und Vielfaches

b) Für eine Betriebszeit von Montag bis Freitag ist ein 4-Tage-Schichtmodell für die Erfüllung des Bedarfs von 2 je Schicht-Typ mit einem reinen wöchentlichen Schicht-Typ-Wechsel nicht mehr möglich. An zwei Tagen innerhalb zwei Wochen müsste hier vom wöchentlichen Schicht-Typen abgewichen werden. Möchte man jedoch eine wöchentliche Abwechslung des Schichtrhythmuses mit einem täglichen Bedarf von 4 so kann das Schichtmodell aus 3.1. b) um einen Spätschicht-Block ergänzt werden.

• Betriebszeiten: Montag - Freitag
• Bedarf: 2 und Vielfaches
• Personenstärke: 5 und Vielfaches

c) Bei einer Betriebszeit von Montag bis Samstag kann wieder wöchentlich im gleichen Schicht-Typ gearbeitet werden. Ist ein wöchentlicher Wechsel zwisch Früh/Spät gewünscht können die Wochen entsprechend umsortiert werden. Sollen die Mitarbeitenden jedes drittes Wochenende zwei Tage am Stück am Wochenende frei haben, empfiehlt es sich die Woche 6 mit der Woche 4 zu tauschen.

• Betriebszeiten: Montag - Samstag
• Bedarf: 2 und Vielfaches
• Personenstärke: 6 und Vielfaches

Für die Betriebszeiten von Montag bis Samstag, kann auch ein kurz vorwärts rollierendes Schichtmodell verwendet werden.

• Betriebszeiten: Montag - Samstag
• Bedarf: 2 und Vielfaches
• Personenstärke: 6 und Vielfaches

3.3. Frühschicht/Spätschicht/Nachtschicht - 3 Schichtbetrieb - Beispiele Vier Tage Woche Schichtmodell

a) In einem 3 Schichtbetrieb, kann bei einer teilkontinuierlichen Betriebszeit von Montag bis Donnerstag, die Frühschichten, Spätschichten und Nachtschichten wöchentlich rolliert werden.

• Betriebszeiten: Montag - Donnerstag
• Bedarf: 1 und Vielfaches
• Personenstärke: 3 und Vielfaches

b) Bei einer teilkontinuierlichen Betriebszeit von Montag bis Samstag können die Schichttypen z.B. wöchentlich vorwärts rolliert werden. Zu Beachten bei diesen Beispiel ist, das der Wechsel von der Woche 6 auf die Woche 7 einen Übergang Nacht -> Frei -> Früh enthält. Um dies zu vermeiden ist es zum Beispiel möglich die Vorwärtsrotation aufzuweichen und die Spätschicht-Woche 5 mit der Nachtschicht-Woche 6 zu tauschen.

• Betriebszeiten: Montag - Samstag
• Bedarf: 2 und Vielfaches
• Personenstärke: 9 und Vielfaches

c) Ein vollkontinuierliches Schichtsystem mit gleichbleibenden Bedarf ist nur teilweise mit einer 4-Tage Woche abbildbar. Alle 5 Wochen müsste in diesem Beispiel eine 5-Tage Woche geplant werden.

• Betriebszeiten: Montag - Sonntag
• Bedarf: 1 und Vielfaches
• Personenstärke: 5 und Vielfaches

Bei der Eintwicklung von Schichtmodellen und Rhythmen ist auf die Ruhezeiten, Betriebsvereinbarungen, Gesetze, Schichtstärken, Betriebszeiten, Schichtübergänge, Wünsche der Mitarbeitenden und die Abdeckung des gesamten betrieblichen Bedarfs in jedem Bereich zu achten. So auch bei der Entwicklung von Schicht-Rhythmen für eine vier Tage Woche der Mitarbeitenden.

Berücksichtigung von Ruhezeiten und Gesetzen
Ruhezeiten z.B. 11h arbeitsfreie Zeit zwischen zwei Arbeitseinsätzen müssen in jedem Schichtmodell eingehalten werden. So würde z.B. die Planung einer Spätschicht und am darauffolgenden Tag eine Frühschicht gegen die Einhaltung der Ruhezeit verstoßen.

Berücksichtigung der Schichtstärke/Betrieblichen Bedarf
Für einen reibungslosen Betriebsablauf muss das Schichtmodell der 4-Tage-Woche den betrieblichen Bedarf in der passenden Schichtstärke abbilden können.

Berücksichtigung von Schichtübergängen/Schichtfolgen
In vielen Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen werden arbeitsmedizinisch ungünstige Schichtfolgen z.B. Nacht-Frei-Früh ausgeschlossen. Dies muss auch bei bei der Entwicklung und Planung neuer Schichtmodelle berücksichtigt werden.

Berücksichtigung mehreren Bereichen und Mitarbeitergruppen
Die übergreifende Berücksichtigung mehrerer Bereiche, Aufgabengebiete und Mitarbeitergruppen erfordert bei der Entwicklung der Schichtmodelle einen sehr guten Überblick. Es empfiehlt sich bei der Entwicklung der Schichtmodelle alle Bereich miteinzubeziehen, sodass Fehlzeiten oder Unterdeckungen auch intern abgedeckt werden können.

Berücksichtigung von Wünschen der Mitarbeitenden und Fairness
Dürfen Mitarbeitende Wünsche äußern, so sollte darauf geachtet werden, dass für jeden Mitarbeitenden in etwa gleich viele Wünsche realisiert werden können und unbeliebte/bevorzugte Schicht-Typen oder Wochentage z.B. Samstag/Sonntag fair verteilt werden.

Alle Anforderungen gleichzeitig zu Berücksichtigen ist händisch oft nicht möglich und es wird zunehmend auf intelligente Softwarelösungen zurückgegriffen.